Manifest

MANIFEST - STIMME DER WISSENSCHAFT

Das Unvernünftige zu verbreiten,
Bemüht man sich nach allen Seiten;
Es täuschet eine kleine Frist,
Man sieht doch bald, wie schlecht es ist.

Johann Wolfgang v. Goethe

Jeder Fachmann und Wissenschaftler, jeder Mensch mit einer gediegenen Ausbildung und von guter Intelligenz macht sich heute schuldig, wenn er angesichts der massiven sich steigernden Naturzerstörung durch Bevölkerungsexplosion und globale Technik- und Wirtschaftsexpansion untätig bleibt.

Auch vor der Wissenschaft macht der Trend zur Vermassung nicht halt, allenthalben muß man feststellen, daß die Suche nach Wahrheit nicht immer im gehörigen Umfang im Mittelpunkt steht, Mängel nicht systematisch genug aufgespürt und beseitigt werden. Bei all dem Zwang zur Teamarbeit und auch büromäßiger und gremiengelenkter Forschungsorganisation findet der Einzelne nur noch schwer Spielraum und Gehör. Wie in der Politik, so sind auch in der Wissenschaft als notwendig erkannte strukturelle Änderungen schwer durchsetzbar, da sich alles in eingefahrenen Gleisen bewegt. Wir alle sind Gefangene wie in einem Amphitheater in einem Talkessel, in welchem STABILITÄT zu Starrheit und DYNAMIK in einen reißenden Sturzbach sich zu verkehren droht.

So wie der Papst auf seinem Thron,
So sitzt der Akademiker auf seinem Lohn;
Er ist bepfründet — hat er mehr zu hoffen?
„Die Welt ist weit, den Narren steht sie offen.
Wir sind behäglich, können tätig ruhn;
Macht euch, ihr Toren, Tag für Tag zu tun."

Johann Wolfgang v. Goethe

Vergeßt nicht über alle möglichen wirtschaftlichen und politischen Einzel- und Gruppeninteressen das Gemeinwohl!

Unterscheiden wir deutlicher zwischen äußerlichen Proklamationen und inhaltlichen Bemühungen. Begraben wir endlich unsere Rivalitäten und lächerlichen Empfindlichkeiten und Eitelkeiten! Wissenschaftler und Fachleute aller Länder vereinigt euch! (wenigstens in ausreichender Zahl für eine wirksame beispielhafte ergänzende Alternative!)

Laßt euch von denen nicht irre machen, die weiterhin hauptsächlich auf vorgebliche Soziale Gerechtigkeit durch Umverteilung der Reichtümer setzen, ohne damit ein Programm der Selbständigkeit von unten her (AUTARKIE) und auf Selbstbeherrschung in Verantwortung (AUTONOMIE) mit der notwendigen unabhängigen Durchführungskontrolle zu verbinden: denn sie fechten mit dem Appell an Mißgunst und Neid für eine autoritäre und totalitäre Bürokratie, auch wenn sie das häufig nicht einmal sich selbst gegenüber einräumen.

Trinke Mut des reinen Lebens!
Dann verstehst du die Belehrung,
Kommst mit ängstlicher Beschwörung,
Nicht zurück an diesen Ort.
Grabe hier nicht mehr vergebens!
Tages Arbeit, abends Gäste!
Saure Wochen, frohe Feste
Sei dein künftig Zauberwort.

Johann Wolfgang von Goethe

Auch diejenigen, die sich dem organisierten kapitalfinanzierten Wirtschaftsprozeß verschließen wollen, ohne die Mittel und die Kraft zu haben, eine propagierte Eigenständigkeit (als angeblich Autonome) herzustellen und zu bewahren, tragen in ihrer Gesamtheit nicht zu einer fruchtbaren Lösung bei. (Ausnahmefälle durch Entscheidung für ein Leben in Bescheidenheit seien lobend eingeräumt.)

Der stufenweise aber zügige Zusammenschluß aller realitätsbezogenen Wissenschaften ist möglich und fällig und kann nur in der Errichtung und Stärkung einer unabhängigen und anonym arbeitenden biotelen Gutachteneinrichtung bestehen. Biotel (telos hier = Zweck, Ziel) soll heißen, daß das gemeinsame Ziel aller Anstrengungen die Erhaltung der Lebensgrundlagen sein muß. Die Zeitmode spricht von "nachhaltiger Entwicklung" (sustainable development), das Ethik-System der BIOTELIE von "dynamischer Stabilität". Zur Ideen- oder Zielbeschreibung müssen aber die der naturrechtlichen Überlieferung entnommenen und im einzelnen überall anerkannten biotele Aspekte in ihrer Gesamtheit wahrgenommen und beachtet werden. (alternative Aspekte-Darstellung)

Innerhalb einer solchen unabhängigen Gutachteneinrichtung entfällt der Zwang zur Urteilsabgabe in nicht klar entscheidbaren Fällen, dem bisher bei Auftragsgutachten kaum entgangen werden kann. Die mit diesem Umstand verbundene Abhängigkeit des Gutachters verführt die Auftraggeber zu unzumutbaren, weil sachlich kaum zu stützenden Fragestellungen und Anforderungen und untergräbt infolge Kollision mit den tatsächlichen Aussagemöglichkeiten das Ansehen der Wissenschaft.

Alle Welt führt die Phrasen von Ökologie, Umweltschutz, Bioernährung und dergleichen im Munde, nur vollzieht niemand den sooft verkündeten Paradigmenwechsel: die Politiker im Schlepptau der Lobyisten (und teilweise der anwachsend organisierten Kriminalität) schon gar nicht. Die Widersinnigkeit und Brüchigkeit unseres parlamentarisch-demokratischen Systems, das sich seit Jahrzehnten als nicht reformierbar erweist, zeigt sich schon darin, daß die angebliche Notwendigkeit des Wirtschaftswachstum geradezu als Dogma und Grundlage der Beglückung gilt; selbst vom Bevölkerungszuwachs verspricht man sich wohlstandsmehrenden "Fortschritt" für den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Eine neue Organisation STIMME DER WISSENSCHAFT (SDW) muß endlich das Ruder herumwerfen. Auf die Dauer gesehen sollten nur Vereine und Verbände Träger sein, um von vornherein jeden einzelnen, der hier mitarbeitet, vor Fremdbeeinflussungen und Eigenrücksichten zu schützen. SDW ist ein Baustein der DEMOKRATIE-REFORM und versteht sich als Forum der maßvollen und vernünftigen, d. h. konstruktiven Kritik, das sich einen festen Platz in den Medien erobert. In regelmäßigen Abständen veröffentlicht dann SDW Nachrichten und Ergebnisse aus ihrem Arbeitsgebiet, welche nicht fremdredaktioneller Zensur unterliegen.

In SELBSTZENSUR werden solche Gutachtenthemen und Nachrichten, welche offensichtlich auf starke Ablehnung der Mehrheit der von Gutachtenvorschlägen Betroffenen oder der Bevölkerungsmehrheit stoßen, auf eine VETO-LISTE gesetzt; solche Gutachtenergebnisse werden höchstenfalls unter entsprechender Kennzeichnung als abgelehnt publiziert.
Eine TABU-LISTE wird entsprechend für solche Themen und Ergebnisse geführt, welche dem Anstands- und Moralempfinden oder der verfaßten öffentlichen Meinung (dem Medientrend) widersprechen, es sei denn deren Unwahrheit, Unmoral und Ungerechtigkeit liege auf der Hand.

Aus gegebenem Anlaß, möchte ich dem Mißverständnis entgegentreten, als sei mit dieser Initiative beabsichtigt, in die Freiheit der Wissenschaft einzugreifen. Geht es doch nur um ein fächerübergreifendes Sonderunternehmen, das von allen erreichbaren und nachprüfbaren Forschungsergebnissen Gebrauch machen soll, und um einen moralischen Appell an alle dahingehend, sich bei Auswahl der Forschungsthemen doch stärker an Problemen der Naturerhaltung zu orientieren. BIOTELIE stellt selbst für die Forschung keine Tabugrenzen auf, sondern unterwirft sich solchen, wie denn in der Regel auch die etablierte Forschung verfährt. BIOTELIE fordert selbst, ihr Lehrsystem nicht zum Pflichtlehrgegenstand von Erziehungs- und Bildungseinrichtungen zu machen.

In Zusammenarbeit mit Bürgerinitiativen soll damit eine Form der direkten Demokratie als ergänzendes Element der repräsentativ-demokratischen vorbereitet werden, welche auch um die Zustimmung der Parlamentarier wirbt. Dies soll mit dem schlüssigen Argument erfolgen, daß damit die von mehreren (zur Zeit von überwiegend linksorientierten) Parteien unterstützte, ja geplante Ausdehnung der Volksinitiativen und Volksbefragungen über das Filter einer wissenschaftlichen unabhängigen Prüfung auf Gemeinwohlverträglichkeit geleitet wird. Auf diese Weise kann die Bürgerrechtsbewegung vor demagogischen und extremistischen Massenbeeinflussungen geschützt und so leichter in die parlamentarische Gesamtverantwortlichkeit eingebunden werden.

Zu Beginn steht die Überprüfung des biotelen Maßstabes und Verfahrens auf Anwendungstauglichkeit auf der Aufgabenliste der SDW. Zunächst sollen Vorschläge aus dem Teilnehmerkreis in stufenweiser unabhängiger anonymer Begutachtung bearbeitet und die Ergebnisse verglichen und veröffentlicht werden. Da die Ergebnisübereinstimmung unabhängiger bioteler Begutachtungen Voraussetzung für weitere Vorschlagsbearbeitungen ist, wird eine willkürliche oder gar totalitäre Machtausübung der SDW auch in aller Zukunft ausgeschlossen.
Nach Einführung als zur Vorbereitung einer biotelen Gesetzgebung legitimierten hoheitlichen Instanz, würde die Unterwerfung eines jeden biotelen Gesetzesvorschlags unter die Abstimmung der von dem Vorschlag direkt Betroffenen die Selbstzensur mittels Veto- und Tabuliste meistenteils — nämlich in Zweifelsfragen — ersetzen und die Instanz direkt-demokratisch legitimieren. Das bisher vorbereitete Reglement sieht eine gegenseitige Ergänzung zwischen bioteler und "Regierungs"- Gesetzgebung vor.

Bereits im Stadium einer freien Vereinigung ohne Hoheitsrechte strebt die SDW nach Maßgabe und in Abhängigkeit von ihren finanziellen Möglichkeiten ein kostenpflichtiges und prämienbelohntes Eingaberecht für jedermann für Verbesserungsvorschläge auch auf politisch-sozialem Gebiet an. "Jeder fähige Bürger ein potentieller Gesetzgeber", dies ist das Fernziel der biotelen DEMOKRATIE-REFORM und bindet Einzelinitiative nicht mehr notwendig an primäre Gruppenunterstützung. SDW setzt auf die geistige AUTORITÄT einer in kontrollierter Unabhängigkeit wirkenden vereinigten Wissenschaft, auf die Autorität einer STIMME DER VERNUNFT, der sich auch die Politiker bereits im Aufbau- und Übergangsstadium der SDW nicht gänzlich verschließen können.

Eine weitere wesentliche Aufgabe von SDW ist die Durchforstung des Schrifttums nach solchen Erkenntnissen, von welchen eine Auswirkung auf die Überlebensfähigkeit erwartet werden kann, und deren Zugänglich- oder doch Kenntlichmachen vorzugsweise in Zusammenarbeit mit anderen bibliothekarischen Einrichtungen. Auch auf dem Gebiet des Informationswesens soll das Wachstum dadurch beherrscht und zumindest für die Fachdisziplinen fruchtbar eingegrenzt werden.

Wenn die Menschheit die eben skizzierten Aufgaben nicht rasch in Angriff nimmt und bewältigt, wird sie in geschichtlich sehr kurzer Zeit die Möglichkeiten verspielt haben, welche die Vernunft im Einsatz durch einen biotel kontrollierten Staat — als Naturgeschenk und in Jahrtausende währender Tradition erarbeitet — ihr eingeräumt hat. Angesichts der uns bedrohenden Vernichtungsszenarien haben alle anderen Aufgaben und Beschäftigungen zurückzustehen.

Die ZUSAMMENFASSUNG (Ziel) erlaubt noch einen besseren Einblick in das biotele Gutachtenverfahren und dessen horizonterweiternde Möglichkeiten.

  Faust. Und doch! ein Großes zog mich an.
Errate!
Mephistopheles. Das ist bald getan.
Ich suchte mir so eine Hauptstadt aus,
Im Kerne Bürger-Nahrungs-Graus,
Krummenge Gäßchen, spitze Giebeln,
Beschränkten Markt, Kohl, Rüben, Zwiebeln...

Und wenn ich führe, wenn ich ritte,
Erschien' ich immer ihre Mitte,
Von Hundertausenden verehrt.

  Faust. Das kann mich nicht zufriedenstellen!
Man freut sich, daß das Volk sich mehrt,
Nach seiner Art behäglich nährt,
Sogar sich bildet, sich belehrt —
Und man erzieht sich nur Rebellen.

   Mephistopheles. Dann baut' ich, grandios, mir selbst bewußt,
Am lustgen Ort ein Schloß zur Lust...

Dann aber ließ' ich allerschönsten Frauen
Vertraut-bequeme Häuslein bauen;
Verbrächte da grenzenlose Zeit
In allerliebst-geselliger Einsamkeit.
Ich sage Fraun; denn ein für allemal
Denk' ich die Schönen im Plural.

  Faust. Schlecht und modern! Sardanapal!
  Mephistopheles. Errät man wohl, wornach du strebtest?
Es war gewiß erhaben kühn.
Der du dem Mond um so viel näher schwebtest,
Dich zog wohl deine Sucht dahin?

  Faust. Mitnichten! dieser Erdenkreis
Gewährt noch Raum zu großen Taten.
Erstaunenswürdiges soll geraten,
Ich fühle Kraft zu kühnem Fleiß.

  Mephistopheles. Und also willst du Ruhm verdienen?
Man merkt' s, du kommst von Heroinen.

  Faust. Herrschaft gewinn'  ich, Eigentum!
Die Tat ist alles, nichts der Ruhm.

  Mephistopheles. Doch werden sich Poeten finden,
Der Nachwelt deinen Glanz zu künden,
Durch Torheit Torheit zu entzünden.
  Faust. Von allem ist dir nichts gewährt.
Was weißt du, was der Mensch begehrt?
Dein widrig Wesen, bitter, scharf,
Was weiß es, was der Mensch bedarf?

  Mephistopheles. Geschehe denn nach deinem Willen!
Vertraue mir den Umfang deiner Grillen...

Johann Wolfgang v. Goethe